Human Factors oder „Menschliche Faktoren“ bezeichnen die psychischen, kognitiven und sozialen Einflussfaktoren in komplexen, oft hochtechnisierten Systemen. Der Gebrauch erfolgt meist synonym mit der Singularform Human Element. Sie wird häufig als neutraler empfunden als Human Factors, die in oberflächlicher Betrachtung manchmal vereinfacht werden zu „menschliches Versagen”. Eine derartige Schuldzuweisung als eindimensionales Erklärungsmodell widerspricht aber entschieden dem Gedanken einer Just Culture. Gerade die Verwendung des Plural, als „Menschliche Faktoren“ betont die Mehrdimensionalität und Vielzahl der Einflussfaktoren. Dass nämlich ein System aus Technik und Mensch störungsfrei, reibungslos und damit auch sicher arbeitet, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab; von den psychischen, sozialen und kognitive Leistungen und Fähigkeiten der Menschen, die diese Technik bedienen. Ebenso wichtig sind die Kenntnis von und institutionelle Berücksichtigung der Grenzen ihrer Leistung und Fähigkeiten, ihrer nicht-technischen Skills NOTECHS – Non-Technical Skills und nicht nur dem Umfang ihres technischen Wissens.
Zugrunde liegt nach James T. Reason (Schweizer-Käse-Modell oder Swiss cheese model) die Annahme, dass ein Zwischenfall niemals nur im Versagen einer Sicherheitsbarrierre bzw. Person hat, sondern prinzipiell immer in mehreren.
Aufgrund dieses Grundgedankens sollte ein Human Factor Training (CRM, BRM) grundsätzlich interdisziplinäre Aspekte vereinen. Einerseits erhöht dies die Möglichkeiten, Fehler aufzufangen (Redundanz), andererseits hilft es, sich zumindest der Grenzen der eigenen Wahrnehmung bewusst zu werden. Ähnlich ist für bei der Komplexität des Feldes Human Factors ein Austausch unterschiedlicher Fachdisziplinen essentiell für den Grundgedanken vernetzter Sicherheitskultur.
Abgrenzung zu verwandten Begriffen:
Human Resources: Der Begriff Human Resources (HR) bezieht sich hauptsächlich auf die Personalgewinnung und Betreuung durch das Personalmanagement. Der Schwerpunkt von HR liegt auf Strategien zum Recruiting kompetenter Mitarbeiter, deren sinnvoller Fortbildung und Weiterentwicklung sowie peronalverwalterischer Betreuung im Sinne der operativen Ziele eines Systems bzw. einer Organisation.
Human Factors fokussiert dagegen die Humanressourcen im Hinblick auf deren entscheidenden Beitrag zur Resilienz eines Systems, ergründet Störungs- und Fehlerpotentiale in der Mensch-Maschine-Schnittstelle und versucht diese zu minimieren. Dabei werden vor allem die Auswirkungen von Psyche, Wahrnehmung und sozialen Faktoren auf das (sichere bzw. gefahrenreduzierte, störungsarme und fehlertolerante) Funktionieren des Gesamtsystems betrachtet.