Das JOHARI-Fenster von den amerikanischen Sozialpsychologen J. Luft und H. Ingham ist ein Modell, das die bewussten und unbewussten Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale einer Person sowie den Abgleich zwischen Selbst- und Fremdbild veranschaulicht. Es spielt in der gruppendynamischen Arbeit eine bedeutsame Rolle zur Demonstration der Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdfremdwahrnehmung und gehört zum Standardrepertoire gruppendynamischer Modelle und Verfahren.
Die X-Achse symbolisiert den Bereich, der mir über mich bekannt ist – über meine Persönlichkeit. Die Y-Achse zeigt den Bereich auf, der anderen über mich bekannt ist.
Das Modell illustriert vor allem den so genannte “blinden Fleck” im Selbstbild von Individuen. Zudem zeigt es auf, wie Teammitglieder gegenseitig ihr Fenster der „öffentlichen Person“ erweitern. Je offener in einem Team kommuniziert wird, desto weiter öffnet sich das Feld links oben auf der Y-Achse wie der X-Achse, desto verständlicher werden Verhaltensweisen und Motive anderer Teammitglieder.
Beispiel eines Kapitäns: „Ein Offizier, der schon einmal bei viel Wind ein Schiff gegen die Pier setzte und sich für den Schaden verantworten musste, verhält sich in einer ähnlichen Situation ganz anders, ihn leiten in diesem Moment ganz andere Emotionen und Motive, als seinen Kollegen, der noch niemals in eine solchen Situation geraten ist, noch geschweige denn sich für sein entsprechendes Verhalten rechtzufertigen hatte. Erst als dieser Offizier mir und dem Team von seiner vergangenen Erfahrung erzählte, konnte ich seine Verhaltensweise und Nervosität in ähnlichen Situationen nachvollziehen. Das Team war darauf vorbereitet.”
Joseph Luft sieht als ein wichtiges Ziel von Lernen in der Gruppendynamik, dass der gemeinsame Handlungsspielraum transparenter und weiter gestaltet wird. Im Johari-Fenster wird so das linke obere Feld immer größer, die anderen drei werden kleiner.
Das Öffnen der X-Achse geschieht durch
- Feedback von außen erhalten
- Dialog, jemand teilt seine Impressionen mit mir, auch Notech-Assessment
Öffnen der Y-Achse geschieht, indem ich mich einem anderen öffne, ich anderen über Zweifel, Emotionen, Ängste, Trigger, positive wie negative Erfahrungen berichte.
Sich preisgeben: Durch Mitteilen und Teilen persönlicher Geheimnisse mit anderen verringert sich der emotionale Aufwand, der für die Geheimhaltung betrieben werden muss und vergrößert sich die Freiheit und der Handlungsspielraum in der Öffentlichkeit.
Beobachtungen mitteilen: Durch Mitteilen von Beobachtungen über blinde Flecken direkt an den Betroffenen gewinnt dieser Erkenntnisse über sich selbst (Metakognitives Feedback) und kann so seinen privaten und öffentlichen Handlungsspielraum bewusster wahrnehmen.
Beide Wege ergänzen einander und helfen dabei, Unbewusstes bewusst und dadurch handhabbar zu machen.
« Zurück zum Lexikon-Index