Groupthink

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Die zentrale These von Janis (8) ist, dass Gruppen dann zu Fehleinschätzungen neigen, wenn das Gemeinschaftsgefühl wichtiger wird als die kritische Überprüfung von Fakten. Dabei ordnet der Einzelne seine eigene, kritische Meinung dem scheinbaren Konsens der Teammehrheit unter. Nicht der eigene Sachverstand sondern die Gruppennorm dient als Orientierung für Entscheidungen. Diese Bereitschaft, sich bei der eigenen Entscheidung an den (vermuteten) Urteilen anderer zu orientieren steigt, wenn man in Anwesenheit anderer Personen Entscheidungen trifft. Motiviert ist dieses Verhalten durch den Wunsch, die Kohäsion zu erhalten. Die Konsequenz dieses Gruppendenkens ist eine sehr stark ausgeprägte Form selektiver Wahrnehmung mit folgenden Ausprägungen:

  • Betrachtung von wenigen, ausgewählten Alternativen
  • Nichtbeachtung der Meinung von Experten oder außenstehenden Beratern
  • Stark selektive Informationsbeschaffung (nur Informationen, welche in die bereits eingeschlagene Richtung passen), kein aktives Bemühen um zusätzliche Informationen (Bestätigungsfehler)
  • einzelne Gruppenmitglieder bestärken sich gegenseitig ihre Hypothesen
  • keine Erstellung von Alternativ- oder Notfall-Plänen

Symptome von Gruppendenken sind beispielsweise:

  • die Illusion von Unverwundbarkeit und überzogener Optimismus
  • Überzeugung von der Moralität des eigenen Handelns, Stereotypisierung von Außenstehenden oder Gegenspielern
  • Beschönigung schlechter Entscheidungen
  • extremer Konformität-Druck (Anpassung an die Gruppe, Zurückhalten von Zweifeln, Einwänden oder Kritik) und Stigmatisierung von „Abweichlern“
  • Druck, die Gruppe vor abweichenden Ansichten zu schützen
  • Informationen über die Gruppe und den Informationsfluss nach „draußen“ zu zensieren
  • innerer und äußerer Druck zur einstimmigen Entscheidungsfindung

Faktoren, die group thinking befördern oder wahrscheinlich machen sind eine sehr starke Kohäsion, evtl. auch Mängel in der Struktur der Gruppe wie z.B. eine sehr starker, dominanter Meinungsführer im Innern oder umgekehrt das Fehlen einer klaren Führung bzw. Prozesse, um Informationen zu bündelnd und Handlungsalternativen zu entwickeln. In emotional belastenden oder gar bedrohlichen Situationen werden diese Faktoren zudem verstärkt.

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