Dunning-Kruger-Effekt (David Dunning, Justin Kruger 1999) bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen.
Erläuterung

Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen mit geringer Kompetenz ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen, während besonders kompetente Personen ihr Wissen tendenziell unterschätzen. Ursache des Effekts ist ein Mangel an Metakognition – also an der Fähigkeit, das eigene Wissen und Handeln realistisch einzuschätzen. Ohne diese Selbstreflexion fehlt die Grundlage, Fehler zu erkennen oder Lernbedarf wahrzunehmen. Gerade in komplexen und sicherheitskritischen Umfeldern kann der Dunning-Kruger-Effekt dazu führen, dass Risiken falsch bewertet und notwendige Schutzmaßnahmen übersehen werden.
Das dahinter stehende Paradox: Um zu realisieren, dass man keine Kompetenz in einem Thema besitzt, ist die Kompetenz für ein Thema notwendig.
Ein bekanntes Beispiel ist die Leugnung des Klimawandels: Menschen ohne vertieftes Fachwissen neigen dazu, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge falsch einzuschätzen. Auch die Katastrophe von Tschernobyl zeigt laut Dietrich Dörner, wie gefährlich Selbstüberschätzung sein kann: Verantwortliche unterschätzten die Risiken ihres Handelns, weil ihnen das umfassende Verständnis der Reaktorphysik fehlte, die systemischen Wechselwirkungen sowie die zeitliche Verzögerung ihrer Handlungen nicht überblicken konnten.
Relevanz für Human Factors
Der Dunning-Kruger-Effekt ist ein typisches Beispiel für einen Bias, der menschliche Entscheidungsfindung systematisch verzerrt. In Human Factors-Analysen spielt er eine zentrale Rolle beim Verständnis von Fehlern, die durch mangelndes Situationsbewusstsein oder fehlerhafte Selbstwahrnehmung entstehen. Maßnahmen wie Feedbackkultur, Schulungen in Metakognition und offene Fehlerkommunikation sind entscheidend, um diesem Risiko entgegenzuwirken.
⇢ Metakognition ⇢ Bias ⇢ SITREP
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