Behavior Based Safety (BBS)

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Behavior Based Safety (BBS) (deutsch: Verhaltensbasierte Sicherheit) beschreibt einen Ansatz im modernen Arbeitsschutz, der sich auf die Verhaltensanalyse stützt. Unsicheres Verhalten von Systemmitgliedern soll durch positive Intervention geändert werden. Behavior Based Safety gilt als die am besten untersuchte und erfolgreichste Methode zur Verhaltensänderung im Bereich der Arbeitssicherheit.

Arbeitssicherheit wird seit langer Zeit als reine Management-Aufgabe angesehen. Arbeitsschutz-Spezialisten des Unternehmens sind (teilweise durch gesetzliche Forderungen) für die Umsetzung und Einhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen verantwortlich. Durch apparative Änderungen und Schutzeinrichtungen wird versucht, die Auswirkungen möglichen Fehlverhaltens von Mitarbeitern zu kompensieren. Aus den Untersuchungen und Statistiken ist jedoch bekannt, dass der Anteil persönlichen Verhaltens an Arbeitsunfällen nach wie vor mehr als 85 % ausmacht. Will man die Unfallzahlen deutlich senken, muss der Faktor “Verhalten” betrachtet und beeinflusst werden.

Erfolgreiche BBS-Systeme setzen sich deshalb explizit mit dem Verhalten, sowie den Motiven der Mitarbeiter, die zu einem Verhalten führen, auseinander. Verhalten ergibt sich hiernach aus einer persönlichen Einschätzung des individuellen Nutzens. Zumeist wird die ABC-Formel verwendet.

Activator oder Antecedent (Aktivator oder Vorgeschichte)
Menschen tendieren prinzipiell zu einem Verhalten, durch das ein persönlicher Vorteil erwartet wird. Dieser Vorteil wird durch Faktoren wie Lob und Anerkennung, finanzielle Anreize, Zeitgewinn, Arbeitserleichterung oder weitere bestimmt. Wird also das Verhalten eines Menschen gelobt, wird er versuchen, dieses Verhalten wieder zu zeigen, um weiteres Lob zu erhalten.

Behavior (Verhalten)
Das „sichtbare“ Verhalten.

Consequence (Konsequenz)
Als Konsequenz werden alle Effekte, die sich aus dem aktiven Verhalten ergeben, bezeichnet. Achtet z.B. ein(e) Vorgesetzte(r) sehr genau auf die Einhaltung der Arbeitsschutzrichtlinien und weist seine Mitarbeitenden regelmäßig auf Mängel hinweisen. Dieses Verhalten des Vorgesetzten ist rechtlich absolut korrekt, zudem sinnvoll. Regiert sie oder er allerdings ausschließlich auf Mängel, ist dieses Verhalten trotzdem eher kontraproduktiv. häufiger Tadel statt Lob von richtigem Verhalten, führt laut Studien zu einem negativen Effekt: Die getadelte Person wird in Zukunft versuchen, das Verhalten zu verstecken. Solange nicht das Gegenteil, nämlich die Anerkennung von richtigem Verhalten gelebt wird, kommt es immer wieder zu diesen Effekten. 

Basierend auf den Forschungen zum BBS-Ansatzes gibt die Verhaltenspsychologie drei wichtige Grundprinzipien an, um Verhalten nachhaltig und dauerhaft zu beeinflussen.

  • Lob von richtigem Verhalten (statt Tadel des falschen)
  • Zeitnahe(s) Belohnung / Lob (verstärkt den Effekt)
  • Kontinuität als klares Bekenntnis zur Arbeitssicherheit (es darf keine Ausnahmen geben)

Ein solches BBS-System ist nur dann möglich, wenn es in der Basis ankommt. In der Praxis ist es deshalb entscheidend, möglichst alle Mitarbeiter:innen des Unternehmens mit einzubeziehen. Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, dass diese sich gegenseitig nicht „verpetzen“ wollen. Deshalb gilt es zunächst, eine offene Fehlerkultur zu begünstigen und eine No-Blame-Kultur zu etablieren. Es muss anerkannte Praxis im Unternehmen sein, dass evtl. Fehler offen angesprochen und analysiert werden, ohne dass dem einzelnen Nachteile dadurch entstehen.

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